Dass man an den Folgen einer Magersucht sterben kann und dass das auch leider immer wieder passiert, sollte inzwischen eigentlich jedem bekannt sein. Im Gegensatz dazu hält sich bei der Bulimie der Glaube, dass es für den Körper bei weitem nicht so schädlich ist wie Anorexie und dass man die Folgen - wenn überhaupt - erst nach sehr vielen Jahren zu spüren bekommt.
Es ist in der Tat so, dass statistisch gesehen viel weniger Bulimiker an den Folgen der Krankheit sterben als Anorektiker. Das liegt hauptsächlich daran, dass Menschen mit Bulimie meist nicht untergewichtig sind und durch die Fressanfälle doch noch eine gewisse Menge an Nährstoffen zu sich nehmen. Aber das bedeutet nicht, dass Bulimie harmlos ist und dass man damit auf der sicheren Seite ist.
Hinzu kommt, dass ich schon unter meinen Videos lesen musste, dass junge Mädchen sich wünschen, eine Essstörung zu haben. Ich kenne diese Gedanken auch von meinem 13-jährigen Ich und es ist einfach nur erschreckend. Es scheint, als hätten Essstörungen ein Image erreicht, dass erstrebenswert ist. Genau deshalb sehe ich es als meine Pflicht an, einmal ganz klar zu informieren, was mit dem Körper passieren kann, wenn man Bulimie hat. Dass es nicht „ein bisschen zu viel essen und danach den Finger in den Hals stecken“ bedeutet, sondern, dass es absoluten Kontrollverlust bedeutet. Dass es eine Sucht ist wie jede andere auch und dass es weder glamourös, noch hip, noch erstrebenswert ist, eine Essstörung zu haben.
2008 haben die Eltern einer 19-Jährigen Bulimikerin auf einer Website die Geschichte ihrer verstorbenen Tochter veröffentlicht und einige schockierende Bilder dazu geteilt. Auf dem Hauptbild sieht man die tote Tochter wie sie über einer Kloschüssel kniet. Ihre Arme und Beine sind blau angelaufen. Ihr Bauch steht vollkommen überproportional zu ihrem völlig abgemagerten Körper hervor. Diese junge Frau ist an einer Magenperforation gestorben. Das bedeutet, dass die Magenwand gerissen ist. Das ist passiert, weil sich in ihrem Magen 5,6 Liter Nahrung befand. Mehr, als ein Magen aufnehmen kann.
Dieses Phänomen ist äußerst selten, das möchte ich gar nicht abstreiten. Aber erschreckend dabei finde ich, dass man dafür nicht mehrere Jahre Bulimie haben muss. Nein, theoretisch kann es beim ersten Fressanfall passieren. Es hätte ich sein können. Und es könntest du sein, wenn du noch in der Bulimie steckst. Wie oft war mein Magen so voll, dass ich es nicht mehr aufrecht auf die Toilette geschafft habe? Heute ist es ein unerträglicher Gedanke für mich, wenn ich mir vorstelle, was ich meinem Körper angetan habe. Und ich bin unendlich dankbar, dass es mich nicht getroffen hat.
Es gibt aber noch weitere Folgen, die zwar meistens nicht unmittelbar tödlich enden können, aber dennoch sehr unschön sind.
Die Magensäure, die beim Erbrechen auch im Mundraum landet kann so stark die Zähne angreifen, dass diese abbrechen können. Auch hier ist nicht voraussehbar, wie schnell so etwas passiert. Meine Zähne haben nach vier Jahren täglichem Erbrechen so gut wie nichts abbekommen. Ich kenne aber genauso jemanden, die in Ihrer Jugend Bulimie hatte und deren Zähne komplett kaputt sind und die heute mit ständigen Schmerzen leben muss.
Außerdem können beim Erbrechen die Lymphknoten so stark anschwillen, dass man die Bulimie-typischen „Hamsterbacken“ bekommt. Diese sind zwar gesundheitlich nicht gefährlich, allerdings gerade bei Menschen, die so zwanghaft auf Äußerlichkeiten fixiert sind, eine große Belastung. Das gleiche ist es mit rot unterlaufenen Augen und geplatzten Äderchen in den Augen, was durch die große Anstrengung beim Erbrechen entsteht.
Vom ständigen Erbrechen kann sich die Speiseröhre entzünden, was sich nicht nur schmerzhaft anhört, sondern auch schmerzhaft ist. Eine Speiseröhrenentzündung geht einher mit Sodbrennen, Schluckbeschwerden, Reizhusten, Heiserkeit und Schmerzen in der Magengegend.
Wenn ihr euch jetzt denkt, dass man dann das Erbrechen einfach lassen kann und dafür Abführmittel nimmt, dann ist das auch nicht wirklich eine bessere Wahl. Durch Abführmittelmissbrauch wird der Elektrolythaushalt gestört, was sich vor allem an einem starken Kaliummangel bemerkbar macht, welcher zu Verstopfung führt. Dadurch braucht ihr wieder Abführmittel und seid mitten in einem Teufelskreislauf gelandet: Ihr könnt die Abführmittel nicht mehr absetzten, ohne extreme Verdauungsbeschwerden zu bekommen. Außerdem kann Abführmittelmissbrauch zu einer chronischen Entzündung des Darms führen und zu einem Reizdarmsyndrom. Auch die Struktur des Darms kann unwiderruflich geschädigt werden. Das bedeutet, dass die Darmbewegungen schwächer werden und der Darm nicht mehr richtig arbeiten kann. Der Darm ist eines der wichtigsten Organe - ist dieser einmal krank, dann wirkt sich das auf den ganzen Körper aus.
Eine weitere typische Folge von Bulimie ist die sogenannte Amenorrhoe, also das Ausbleiben der Regelblutung. Ein Warnsignal des Körpers, dass dringend etwas geändert werden muss. Auch hier ist es so, dass man bei Genesung seine Periode wieder zurück erlangen kann. Das kann euch aber keiner garantieren. Im schlimmsten Fall führt es zu Unfruchtbarkeit - und auch das ist nicht rückgängig zu machen.
Nun stellt sich die Frage, ob ein dünner Körper wirklich so wichtig ist, dass man dafür schlechte Zähne, dicke Backen, rote Augen, strohige Haare, schlechte Haut usw. auf sich nimmt. Ganz zu schweigen von den erwähnten körperlichen Symptomen.Ich denke, darauf würde niemand mit JA antworten.
Eine Essstörung ist eine Sucht. Sie macht dich krank und sie kann dich töten. Wenn du in der Situation hast, in der du noch selbst entscheiden kannst, damit aufzuhören, dann tu es! Denn bald wirst du diese Kontrolle nicht mehr haben.
3 Kommentare
Das ist ja mal ein informativer, sorgfältig mit Liebe zum Detail geschriebener Artikel. Vielen Dank! 🙂
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